Wir nähern uns dem traurigen Jahrestag des Krieges Russlands mit der Ukraine. Ich denke, es ist ein guter Zeitpunkt, um eine Bilanz der letztjährigen Aktivitäten unserer Gemeinde in Düsseldorf zu ziehen. Als der Krieg ausbrach, herrschte bei vielen Menschen ein Gefühl der Ratlosigkeit. “Was kann ich tun?”, war eine der häufigsten Fragen, die ich von unseren Gemeindemitgliedern und von so vielen Menschen erhielt. Sie wollten etwas tun, aber niemand wusste was. Am Freitag, dem 25. Februar, kam ein Gemeindemitglied auf mich zu und schlug vor, eine humanitäre Sammlung durchzuführen. Sein Chef stellte uns einen 20-Tonnen LKW zur Verfügung. Wenn wir ihn volltanken und vollladen würden, wäre er bereit, ihn kostenlos in die Ukraine zu transportieren. Ich erinnere mich an diesen Moment, als wäre es heute gewesen, und fragte ihn, ob er verstanden habe, was 20 Tonnen bedeuteten. So begann die Geschichte der humanitären Aktion in Düsseldorf. Bis Samstagabend hatten wir die Räume, in denen wir “Etwas” sammeln wollten, vollständig mit Medizin, Hygieneartikel und haltbaren Lebensmittel gefüllt. Und das sind zwei nicht kleine Zimmer. Ich weiß nicht einmal, woher die Leute ihre Informationen erhielten, denn wir wollten den Beginn der Sammlung erst am Sonntag bekannt geben. Unsere Sonntagskollekte in Düsseldorf und Köln am 27. Februar ergab 9.862 Euro, die wir vollständig an die Ehrenamtlichen weitergegeben haben.
Aber als ich am gleichen Sonntag nach der Liturgie in Düsseldorf nach draußen ging, verschlug es mir den Atem. Auf dem Hof vor der Kirche stand ein zwei Meter hoher Berg verschiedener Waren. Es ist unmöglich zu beschreiben, was dann geschah. Am Sonntagabend hatten wir alles sortiert und konnten nicht nur ein LKW, sondern auch einen weiteren Lastwagen vollladen, und im Keller der Kirche befanden sich Waren für zwei weitere LKWs (Medikamente, Hygiene- und Lebensmittel, Kleidung).
Was die Räumlichkeiten betrifft, so ist dies eine interessante Geschichte. Eine örtliche deutsche römisch-katholische Gemeinde Derendorf-Pempelfort baut ein Kolumbarium im Keller der Kirche. Die Gesamtfläche beträgt etwa 400 Quadratmeter. Davon war nur ein Raum mehr oder weniger in Ordnung. Alle anderen sahen wie eine Ruine aus. Als ich mit der örtlichen römisch-katholischen Gemeinde über die Räumlichkeiten sprach, verbot man uns wegen des Zustands des Gebäudes sogar, die anderen Räume zu betreten. Aber am Sonntag haben wir erfolgreich alle Zimmer besetzt und sie bis Ende April kostenlos genutzt. Vielen herzlichen Dank an die Gemeinde Düsseldorf Derendorf-Pempelfort.
Am Sonntag bildeten wir ein Team von Ehrenamtlichen. Der Verein “Ridne Slowo e.V.” und das Generalkonsulat der Ukraine in Düsseldorf nahmen an der Sammelaktion teil.
Die Situation änderte sich so schnell, dass wir nur recht chaotisch reagieren konnten. Manchmal waren die Räume voll mit Sachen, aber es gab keinen Lastwagen, manchmal stand der Lastwagen, aber wir hatten nichts zum Beladen. Lastwägen sind auch eine Geschichte. Wir hätten einen Lastwagen mieten können, aber kein EU Unternehmen wollte in die Ukraine fahren. Also suchten unsere Ehrenamtliche nach LKWs mit ukrainischen Kennzeichen, die ihre Ladung wegen des Krieges verloren hatten und in Deutschland festsaßen. Wir haben sie bezahlt und sie haben die humanitäre Hilfe in die Ukraine transportiert. Allein die Transportkosten beliefen sich auf 21.500 €.
Ich sollte auch erwähnen, dass die Kirche, in der wir unsere Gottesdienste abhalten, in einem Wohngebiet liegt, in dem es keine Parkplätze gibt, und vor der Kirche befand sich eine Taxispur. Leider wollten die Taxis die Einfahrt für die Lastwägen nicht freihalten, um denen die Beladung zu ermöglichen. Als nichts mehr half, riefen wir die Polizei, die die Situation regelte. Die Polizeibeamten, die uns halfen, den Verkehr zu regeln, kamen am nächsten Tag nochmal und brachten Hilfsgüter mit.
Doch am Ende der ersten Woche wurde klar, dass wir so nicht weiterarbeiten konnten. Und wieder wird es jemand einen Zufall nennen, jemand wird es Gottes Führung nennen. Eines Abends wurde mir gesagt, dass eine Frau nach mir sucht. Als wir uns trafen, sagte sie, sie heiße Gilda und habe einen großen Saal für uns. Also zogen wir in einen riesigen Hangar um, wo unsere Sammelaktion bis Ende März dauerte. Die Messe Düsseldorf hat uns diesen Hangar kostenlos zur Verfügung gestellt. So konnten wir alle etwa 600 Tonnen humanitäre Hilfe in die Ukraine schicken.
Mit dem Umzug wurde in den Räumlichkeiten der Kirche als eine Verteilerstelle für humanitäre Hilfe für Flüchtlinge eingerichtet. Viele Menschen flohen ohne Kleidung und Hygieneartikel. Und während sie an den Wohn- und Meldeorten mit Lebensmitteln versorgt wurden, mussten sie ihre Kleidung und Hygieneartikel selbst kaufen. Das Registrierungsverfahren dauerte lange, und deshalb verzögerten sich die Sozialzahlungen. Tausende von SIM-Karten, Packungen mit Windeln und anderen Hygieneartikeln wurden verteilt. Es wurde ein Infopoint aufgebaut. Die Adresse der Kirche in der Moltkerstraße wurde zu einem Eigennamen. Ein von der örtlichen römisch-katholischen Gemeinde betriebene Kleiderkammer, beteiligte sich ebenfalls an der Verteilung. Wir stellten ihnen Hilfsgüter und Freiwillige zur Verfügung, und sie begannen, an sechs Tagen in der Woche Kleidung zu verteilen.
Ende März wurde deutlich, dass wir so nicht weiterarbeiten können. Eine große Anzahl von Menschen war in Düsseldorf eingetroffen, und ich musste zurück in die Seelsorge gehen. Viele Ehrenamtliche gründeten ihre eigenen Vereine und Verbände und sind auch heute noch aktiv. Ich nehme an, dass viele, die diese Memoiren lesen, beleidigt sein werden, weil ich sie nicht erwähnt habe. Ich tat dies sowohl bewusst als auch unbewusst. Es waren so viele von uns, dass ich sie nicht alle erwähnen kann, also werde ich Platz für diejenigen lassen, die geholfen, Opfer gebracht und gearbeitet haben, aber nicht erwähnt wurden. Jeder kann sich darin wiedererkennen: was ich für die Ukraine und unseren Sieg getan habe.
Zum Schluss möchte ich mich bei Allen bedanken. Um auf den eingangs erwähnten Vers zurückzukommen: “Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan”, möchte ich den Kontrast hervorheben. Jemand kam in ein fremdes Land, um “einen der Brüder” zu töten, und jemand kleidete, ernährte und beheimatete denselben “einen der Brüder”. Noch nie hat das Evangelium die Realität so anschaulich widergespiegelt.
Finanzbericht für die finanzielle Unterstützung im Jahr 2022
Logistik – 21.500 Euro (belegt durch Rechnungen)
Unterhalt der Ehrenamtlichen – 9 845,52 Euro (belegt durch Rechnungen)
Ford Ranger Pickup für Ehrenamtliche der “Aktion in der Ukraine” – 5 500 EUR (die Übergabe wird durch eine Rechnung, einen Fotobericht und eine Danksagung dokumentiert)
Ford Ranger Pickup für eine medizinische Militäreinheit in Zhytomyr (Evakuierung) – 5 000 Euro Euro (die Übergabe wird durch eine Rechnung, eine Abnahmebescheinigung und ein Dankschreiben dokumentiert)
Kia Soreno für die Kiewer Terrorabwehreinheit – 2 850 Euro (die Übergabe wird durch eine Rechnung und einen Fotobericht dokumentiert)
700 Erste-Hilfe-Kästen für den Wohltätigkeitsfonds “United” – 5 040 Euro (die Überweisung wird durch eine Rechnung, einen Fotobericht und ein Dankschreiben dokumentiert)
4 Autos für die Priester der Kiewer Erzdiözese 20 750 EUR (die Übergabe wird durch eine Rechnung, einen Fotobericht und eine Quittung dokumentiert)
Dynamische Schutzkopfhörer für die Mediziner – 3 755 EUR (die Übergabe wird durch eine Rechnung, einen Fotobericht und eine Empfangsbestätigung dokumentiert)
Generator für das Obdachlosenheim “Oselya” – 4 674 EUR (die Übergabe wird durch eine Rechnung, einen Fotobericht und eine Danksagung dokumentiert)
9 Stromaggregate für die Verteidigungsministerium in Jaworiw und eines für eine Großfamilie aus Staryi Sambir – 4 294,45 EUR (die Überweisung wurde durch eine Rechnung, eine Empfangsbestätigung und einen Fotobericht dokumentiert)
IPad für ein Bewegungswiederherstellungsgerät für den verwundeten (gelähmten) Soldaten Maxim, der in Berlin behandelt wird – 1.089 Euro (die Überweisung wird durch eine Rechnung und einen Fotobericht dokumentiert)
Gesamtkosten in Höhe von 79.297,97 Euro + 9.862 Euro Kollekte vom 27 Februar.
Der Gesamtbetrag der finanziellen Unterstützung beläuft sich auf 94.159,97 Euro.